„Kapitän“ (Paul) und „Steuermann der ersten Stunde“ (Carlo) im Gespräch
Carlo: Lieber Paul, seit 1993 ist der Bundesverband Wärmepumpe auf Kurs, zu dieser Zeit gab es in Deutschland gerade einmal 20 000 oder 30 000 Wärmepumpen. Du bist seit 2004 aktiv mit deiner Präsidentschaft, die dir als EVU‘ler viel abverlangt hat, denn da bekam das Schiff ja erst richtig Wasserunter den Kiel … Jetzt ist die 1 000 000-ste Wärmepumpe in Deutschland installiert, was sagst du nun?
Paul: Ja, die Gefühle sind gemischt – bekanntermaßen ist die erste Million immer die schwerste. Einerseits stolz sein auf das, was wir erreicht haben, andererseits: die nächsten Millionen müssen einfacher werden – sonst wird es schwierig mit der Erreichung der Klimaschutzziele…
Zu Beginn war es ja schon herausfordernd – die kleine Gruppe in München noch vor meiner Zeit. Du, Carlo, hast da ja von Anfang an mitgemischt und dann 2007 mit uns den großen Schritt nach Berlin gewagt: den sicheren Hafen der Industrie verlassen – auf zu neuen Ufern!
Da gab es einige Stolpersteine, als Du das Ruder der Geschäftsführung übernahmst, bevor der BWP dann langsam richtig Fahrt aufnehmen konnte…
C: Ja, allerdings – von einem warm welcome konnte man da nicht sprechen. Aber unsere Mannschaft wuchs und wuchs, wir blieben konsequent auf Kurs – auch wenn einige über Bord gingen. Heftigen Gegenwind gab‘s zum Teil seitens der Politik, erinnerst du dich? Manches war nicht lustig: Am Anfang war die Wärmepumpe „Luft“ für die Politik in Berlin. Dann die ewigen Bedenken, Wärmepumpen seien klimaschädlich, ineffizient und zu teuer – da war einige Überzeugungsarbeit notwendig. Und das alles quasi ohne Budget.
P: Ja, ein Haifischbecken war das mitunter in Berlin … Aber die Unterstützung durch die Industrie hast du dir erarbeitet. Dennoch gab es die eine oder andere Meuterei auf dem Weg zur EnEV, Energielabel und MAP-Förderung. Eine steife Brise, die da weht, zum Teil bis heute. Wir mit der einfachen und verblüffenden Story: Regenerativer Strom plus Wärmepumpen sind CO2-freie Heizungen. Da haben auch viele um ihre angestammten Märkte gefürchtet.
C: Auf jeden Fall – durch die Mischung unserer Mitglieder aus Herstellern verschiedener Couleur, Fachhandwerkern, Bohrunternehmen, Stromversorgern und Planern war die Kommunikation mitunter auch nicht einfach. Anfänglich wurden wir ja kaum ernst genommen, wollten es zudem immer irgendwie allen recht machen – eine große Herausforderung, aber auch eine große Freude!
P: Ja, die Mischung unserer Mannschaft hat uns im politischen Raum VON DER KOMMANDOBRÜCKE VON DER KOMMANDOBRÜCKE 101 allerdings auch Gehör verschafft. Wir waren eben nicht nur ein Industrieverband. Unsere Mitglieder wurden regelmäßig vor neue Herausforderungen gestellt: Schallemissionen der Luftwärmepumpen reduzieren, Risiken bei Erdsondenbohrungen minimieren, sich mit Altlasten aus den Anfangsjahren herumschlagen, da gab es schon die eine oder andere Havarie, an der wir vorbeigeschlittert sind – aber andererseits: wo gibt es das nicht? Wir wussten immer, der Weg ist weit, wir brauchen Ausdauer, auch bei rauer See.
C: Ich würde auch sagen, wir haben das ganz gut gemeistert und bei der politischen Debatte zur Energieund Klimapolitik gut mitgemischt. Da hat der eine oder andere Matrose mit Konsequenz und pfiffigen Ideen unsere Botschaft, Wärmepumpen sind das Heizsystem der Zukunft, Stück für Stück in den Köpfen der Hausbesitzer und Entscheider verankern können. Es war eine wilde Fahrt bis hin zu der ersten Million, und sie ist noch lange nicht zu Ende!
P: Aber wir bleiben auf Kurs mit Kontinuität und einer nachhaltigen Strategie. Denn bei der Strompreisdebatte ist das letzte Wort längst nicht gesprochen. Wir werden weiter daran arbeiten, die Wettbewerbshemmnisse aus dem Weg zu räumen oder geschickt zu umsegeln. Den Nachwuchs werden wir dabei mitnehmen – besonders im Handwerk braucht die ganze Wärmepumpenmannschaft dringend Verstärkung. Die neue Wärmepumpen-Strategie ist geschrieben und verabschiedet. Nun setzen wir sie gemeinsam um.
C: Ja, wir bleiben dran, und werden gemeinsam mit der Crew den Kurs weiterhin optimieren – auf unserer Fahrt in eine CO2-neutrale und digitale Zukunft!
Ahoi und ein Hoch auf die Pioniere der Wärmepumpentechnologie – insbesondere auch auf diejenigen, die leider nicht mehr unter uns weilen und auf die nachfolgende Generation der Wärmehelden!
In besonderem Gedenken an Jens Schwekendiek (Stiebel Eltron), Dr. Frank Schmidt (Viessmann), Claus Ruhstein (WIB), Peter Weber (alpha innotec) und Frido Flade (FPWerbung).
Karl-Heinz (Carlo) Stawiarski (links) und Paul Waning bei einem Erdwärmeprojekt in Geradstetten.
Paul Waning
Nach seinem Studium der Elektrotechnik an der Gesamthochschule Duisburg, arbeitete Paul Waning zunächst als Diplom Ingenieur beim Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk in Wesel. Bei der RWE Plus war er Leiter der Vertriebsniederlassungen Essen und Bochum. Danach war er Vorstandsmitglied der Lechwerke AG in Augsburg, zuständig für das Ressort Erzeugung, Netzservice sowie Marketing und Vertrieb.
Paul Waning ist Ehrenvorstand der Forschungsgemeinschaft Energie (FfE). Er war Hochschulrat der Hochschule in Augsburg. Von 2005 bis 2015 war er zudem Mitglied im Vorstand der HEA (Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e.V.) im BDEW. Waning hat als selbstständiger Berater Bildungsaktivitäten wie Hochschultage für Energieversorgungsunternehmen durchgeführt.
Seit 2004 ist er Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) e. V.
Karl-Heinz (Carlo) Stawiarski
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Münster siedelte Stawiarski 1988 in die Schweiz über und leitete dort die Ökoplan AG, ein Büro für Energieberatung, Emissionserklärungen. 1989 absolvierte er sein Diplom für Bau & Energie an der HTL Chur. Ab 1991 war er Leiter der Carnobloc AG, Wärmepumpenfertigung von Elco Energiesysteme in der Schweiz und wurde 1996 Vorstandsmitglied des Initiativkreis Wärmepumpe in München, später Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V. 1996 übernahm er die Vertriebsleitung SATAG Thermotechnik AG Wärmepumpen in Deutschland. 1998, wurde er Produkt- und Marketingmanager des Bereichs Wärmepumpen bei Viessmann D/AT/CH.
Von 2007 bis 2017 war er Geschäftsführer des BWP in Berlin und ist dort weiterhin als Berater und Mitglied des Vorstands aktiv. Seit 2015 ist er Vizepräsident des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE) e. V.