Univ.-Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch ist Gründer und CEO der EGS-Plan Ingenieurgesellschaft Stuttgart und Mitgründer der Green Hydrogen GmbH in Esslingen. Der Maschinenbauingenieur hat 22 Jahre lang das Institut für Gebäude- und Solartechnik der TU Braunschweig geleitet.

BWP: Herr Fisch, Sie kommen aus der Solarthermieforschung, sind aber nach vielen Haus- und Quartiersprojekten gemäß Ihrem Standardwerk „Energieplus“ inzwischen als Anhänger von Photovoltaik und Wärmepumpe bekannt. Hat da eine Technik die andere überholt?

Norbert Fisch: Ja. Aus der Erfahrung heraus bin ich heute ein „All-electric“- Vertreter. Und auch als Forscher sehe ich leider wenig Potenzial für die Solarthermie in der Zukunft. Wir haben 2015 eine umfassende Studie fürs BMWi gemacht, Future Solar. Unter anderem haben wir verglichen: Solarthermie plus Gaskessel plus PV und Wärmepumpe plus PV. Für Neubau, für Bestand, für kleine und große Häuser, für Quartiere.

Es kam ganz klar heraus: Wenn wir „klimaneutrale Gebäude“ erreichen wollen, dann hat das Konzept mit Solarthermie keine wirtschaftliche Chance. Bei den Investitionskosten ist die Kombination Wärmepumpe plus PV rund 60 bis 70 Prozent günstiger und bei den Lebenszykluskosten etwa 30 bis 40 Prozent.

Manche sagen, mit großen Warmwasserspeichern wie in Dänemark lasse sich das ändern.

Wir kommen ja aus der Solarthermie und wissen, wovon wir reden, weil wir auch Langzeit- Wärmespeicher in den achtziger Jahren realisiert haben. Ich sehe die großen Speicher schon, aber die sehe ich im Zusammenhang mit PV und Hochtemperatur- Wärmepumpe, Powerto- Heat.

Wenn ich PV-Strom über die Wärmepumpe in den saisonalen Wärmespeicher bringe, bin ich in der Vollkostenrechnung um mindestens den Faktor zwei günstiger als wenn ich die Wärme aus Solarthermie einspeichere.

Andere wiederum sagen, im Winter brauche man dann mangels Solarstrom sogar mehr fossile Kraftwerke.

Wir sind heute bei rund 110 Gigawatt Strom-Nennleistung – Sonne, Wind, Wasser und Biomasse zusammen. Wir brauchen einen Ausbau etwa um den Faktor vier bis fünf – PV und Wind – und einen gezielten Netzausbau. Dann haben wir im Winter noch ausreichend Strom, denn auch das diffuse Licht auf die PV-Module hilft uns. PV und Wind ergänzen sich im Jahresverlauf.

Dann dürfen aber die Wärmepumpen nicht laufen, wenn alle abends kochen.

Wenn ich die Stromlast des Gebäudes begrenze, indem ich zum Beispiel die Wärmepumpe abschalte, wenn gekocht wird – das „merkt“ das Haus gar nicht. Die Häuser sind heute so, dass ich ohne weiteres sechs, acht Stunden die Wärmepumpe abschalten kann, wenn ich den Strom für den Haushalt oder das Elektroauto brauche.

Müssen dafür nicht erst überall intelligente Stromzähler mit Smart Meter Gateway ausgerollt sein?

Das hilft, aber wir haben es schon vor zehn Jahren durch dezentrales Stromlast-Management in den Häusern realisiert. Da brauche ich keine externe Steuerung.

Wenn man also einen Strich zieht, geht an der Wärmepumpe aus Ihrer Sicht kein Weg vorbei?

Die Wärmepumpe ist für mich das Heizungssystem der Zukunft – auch im Bestand